Bericht von unserer Mitarbeiterin Oselle

Wir sind in Herrat, der Hauptstadt Winduns. Im Haupthaus der Magiergildenpolizei herrscht nervöse Anspannung. Heute soll der aus dem Magiergefängnis in Magnora geflohene Folterspezialist Drefid gefasst werden.

Der Tipp zum möglichen Aufenthaltsort kam über die Bettlergilde, die sich die 1.000 Goldstücke für den Hinweis zur Ergreifung sichern will. 20 Magiergildenpolizisten nehmen teil, darunter der Einsatzleiter Inspektor Dreihand. Er beherrscht Spruchmagie und Psi. Eigentlich könnte er sich ein gemütliches Leben als niedergelassener Spruchmagier gönnen, statt gefährliche Ausbrecher aus dem Magiergefängnis zu jagen. Doch er steht hier mit seinem dicken, schwarzen Vollbart vor seinen Gehilfen.

„Drefid ist ein starker Psioniker, der sofort mit seinem Bösen Blick, einem Psi-Magiespruch, tötet.“

Dann händigt er jedem ein Surpressor-Halsband aus. Nämlich sobald einer den Flüchtigen dingfest machen kann, muss dieses Drefid sofort umgelegt werden, damit er keinen Schaden mehr mit seinen Psi-Fähigkeiten anrichten kann.

Dann werden Psi-Schutzringe ausgegeben. Auch ich erhalte einen. Sie schützen mich zwar nicht 100%ig, aber meine Chancen, eine direkte Psi-Attacke zu überstehen, steigen damit beträchtlich. Heimlich küsse ich den Ring und bitte Lokano, mir Glück zu gewähren.

Mit schaudern denke ich an die Festnahme des ebenfalls aus dem Magiergefängnis geflohenen Ulander zurück. Der Beschwörer hatte durch sein Feuerelemental einen ganzen Straßenzug in Schutt und Asche gelegt und einige Menschen ließen ihr Leben.

Hoffentlich bekommen wir seinen Kumpan leichter!, denke ich bei mir.

Dann geht es los. Immer zu dritt, da nur jeder dritte Magiergildenpolizist Psi-Fähigkeiten hat.

Ich bin bei Inspektor Dreihand und seinem Gehilfen Zatorn, der ein passabler Spruchmagier ist. Er lispelt leicht, sodass ich manchmal unwillkürlich grinsen muss, wenn er sich äußert.

Wir erreichen das Viertel der Glasbläser. Hier soll sich der hagere Psi-Schurke versteckt halten. Das verdächtige Mietshaus hat drei Ausgänge, die möglichst unauffällig von je einer Dreiergruppe im Auge behalten wird. Zwei andere befinden sich auf den Dächern der Nachbarhäuser rechts und links.

Die erste Gruppe geht rein. Wir folgen im Abstand von 5 Minuten.

Als wir das Treppenhaus betreten, hören wir über uns schon Schmerzensschreie.

Soviel zu einem lautlosen Zugriff …

„Schnell! Jetzt zählt jede Sekunde!“, dirigiert uns der vorauseilende Inspektor.

Sein Gehilfe Zatorn ist ihm dicht auf den Fersen, während ich immer mehr Abstand zu den beiden habe.

Als ich ankomme, liegen vor uns zwei tote Magiergildenpolizisten und eine verletzte Gehilfin. Sie hat Wurfpfeile mit Widerhaken abbekommen – wahrscheinlich um ihre Konzentration beim Sprechen eines Zauberspruchs zu stören. Die beiden anderen müssen den Bösen Blick abbekommen haben.

Während Spruchmagier nichts anderes tun können, während sie sich auf den Zauberspruch konzentrieren, können Psi-Magier gleichzeitig zum Einsatz ihres Psi noch koordinierte Bewegungen ausführen.

Dreihand befiehlt mir, bei der Verletzten zu bleiben und lässt mir einen Heiltrank für sie da, während er mit Zatorn die Treppe weiter nach oben stürmt.

Ich bin froh, doch nicht so nah dabei sein zu dürfen.

Die Verletzte stellt sich als Ameria vor und ich flöße ihr vorsichtig den Heiltrank ein.

Oben wird es laut. Scheinbar fliegen Gegenstände durch die Luft und Kampflärm ertönt.

Dann ist es auf einmal gespenstisch ruhig.

Jemand kommt langsam die Treppe herunter.

Ich bete zu Crossos, dass es nicht Drefid ist.

Dann biegt eine Gestalt um die Ecke, während ich krampfhaft meinen Dolch vor mich halte.

Es ist Dreihand.

Er ist verschwitzt und blutet aus einer Wunde über dem Auge.

„Wir haben ihn!“

Kommentarlos geht er weiter nach unten und verlässt das Haus.

Fünf Minuten später schleifen zwei Gehilfen den dünnen Schurken Drefid an mir vorbei.

Er ist scheinbar ohnmächtig und zu meiner Erleichterung trägt er das Surpressor-Halsband.

Weitere Gehilfen erscheinen und helfen Ameria.

Schließlich kommt Zatorn und begleitet mich zurück zum Magiergildenpolzeigebäude.

Obwohl mir Zatorn alles haargenau erzählt, darf ich aus ermittlungstaktischen Gründen die stattgefundenen Begebenheiten nicht berichten.

Ich mache mir Notizen und eile zum lokalen Redaktionsbüro des Magnora Morgen in Herrat.

Noch in derselben Nacht wurde Drefid über einen Teleportkreis ins Magiergefängnis von Magnora gebracht.

Irgendwie fühle ich mich trotz der schrecklichen Ereignisse sicherer. Ich bin froh, dass es solche Männer und Frauen gibt, die ihr Leben täglich bei der Magiergildenpolizei zu unserem Schutz riskieren.