Band 3: Die Inseln des Vergessens

Nichts ist, wie es scheint …

Der dritte Band der großen Fantasy-Saga wird 2017 erscheinen.

Leseprobe

„Bis Deralu könnt ihr auf eines unserer Schiffe mitsegeln, dann seid ihr euch selbst überlassen. Der Tempel will kein Schiff mit Mannschaft verlieren!“, hatte die Oberpriesterin Serab in einem Tonfall geäußert, dass kein Zweifel bestand, dass dies ihr letztes Angebot sei.

Deralu war der letzte Außenposten des Südlichen Inselkönigreichs im äußersten Osten der Inseln des Vergessens. Danach gab es laut Karten nur noch Ungeheuer, Nixen und Seedrachen.

Auf ihre Karte aus dem Baumhaus im Feenland bezogen, war das aber nur der halbe Weg zu ihrem verzeichneten Ziel, das noch viel weiter im Osten lag.

Die Auserwählten gingen schließlich auf Serabs Angebot ein und befanden sich jetzt seit einer Woche auf See.

Der Kapitän, ein erfahrener Schwarzer von über 50 Jahren, fuhr seit zwei Tagen vorsichtig. Er hatte einen Strohhut auf, um seinen kahlen Kopf nicht übermäßig der Sonne auszusetzen. Seine Vorsicht war angebracht, denn Jestonaaken konnte immer wieder messerscharfe Klippen und nur kurz unter der Wasseroberfläche befindliche Korallenbänke wahrnehmen.

Wie fast jeder Wolferkrieger hatte auch er drei Jahre auf den Drachenschiffen, dem üblichen Schiffstyp der Wolfer, gedient. Seine nautische Grundausbildung ließen ihn zumindest erkenne, dass ein unkundiger Segler hier sehr schnell untergehen würde.

Und dann kam der Sturm. Obwohl der Kapitän noch versuchte, vor dem Wind segelnd einen schützenden Hafen zu erreichen, schafften sie es nicht.

Die Gefährten wurden unter Deck verwiesen, als die Windstärke das erste Segel reißen ließ.

Im Schein eines Lichtzaubers von Lacarna saßen sie zusammengepfercht mittschiffs, den Jestonaaken als sichersten Ort an Bord ausgemacht hatte.

Bergola und Gemmetta wetteiferten darin, wer mehr Mageninhalt hervorwürgen konnte. Aldonas ließ sich klugerweise von einem neu beschworenen Luft-Elemental in der Schwebe halten, sodass er die Auswirkungen des schweren Seegangs nicht spüren musste. Lacarna und Altahif hielten sich tapfer.

Minelle fluchte und schimpfte ohne unterlass Hasstiraden auf Sharad, der Meeresgöttin des südlichen Pantheons.

Otanios betete laut zu allen Göttern mit einem Schwerpunkt auf die Götter des Lichts. Sein Gesicht hatte die Farbe von Kalk.

Nur Svenja erörterte gelassen, wie gut es wäre, wenn sie jetzt einen Elementalisten bei sich hätten, der den Sturm sicher beruhigen könnte. Aldonas‘ Luft-Elemental konnte nur kleinere Stürme beruhigen, nicht so einen ausgewachsenen Zyklon, wie der Kapitän diesen Sturm genannt hatte.

Dass der Kapitän ein Meister seines Fachs sein musste, stellte Jestonaaken am Ende des zweiten Sturmtages fest. Natürlich hatten sie mittlerweile etliche Lecks und Beschädigungen zu beklagen, aber am besagten Abend verloren sie dann den Hauptmast.

Am Ende des ersten Tages hatte sich der Wolfer angeboten, den erschöpften Seeleuten zu helfen und der Kapitän hatte seine Hilfe dankend angenommen. Svenja hatte sich zu ihm gesellt, da sie zumindest die Holzplanken des Schiffes mit ihren Naturzaubern verstärken oder reparieren konnte und dem Wind erstaunliche Kraft beim Fliegen entgegenbrachte.

Als der Hauptmast umkrachte und ins Meer stürzte, gelang es dem Kapitän mit einem waghalsigen Manöver, die anderen beiden Masten zu retten.

Svenja schützte noch einen Matrosen davor, von der Takelage des Hauptmastes ins brodelnde Meer gerissen zu werden.

Dann endlich ließ der Sturm nach und der Kapitän steuerte eine Insel an, um dort in einer geschützten Bucht vor Anker gehen zu können.

Das Schiff war in einem bedauernswerten Zustand. Zwar standen die anderen beiden Maste noch, doch waren auch sie stark beschädigt. Dank Svenja waren die größten Lecks durch Feenmagie verschlossen, doch auch ihre magischen Fähigkeiten mussten vor der Vielzahl der kleineren Bruchstellen, Löcher und Einbrüchen kapitulieren. Sie würden nach Jestonaakens Schätzung mindestens drei Wochen brauchen, das Schiff wieder so seetüchtig zu machen, dass sie es aufs offene Meer wagen konnten.

Noch dazu wusste der Kapitän nicht, wo sie genau gestrandet waren. Sie mussten sich weit südöstlich von Deralu befinden.

Sie waren irgendwo im Nirgendwo des unbekannten Teils der Inseln des Vergessens und irgendwie hatte der Wolfer den Eindruck, dass der Sturm nur der Auftakt von weiteren Unannehmlichkeiten war – so wie eine Aufwärmrunde beim Ogerringen …